Rückblick Zukunftsforum 2024

Zukunftsforum 2024: Faszination Arbeit - Chancen nutzen, Mehrwerte schaffen

Das Zukunftsforum 2024 des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO zog unter dem inspirierenden Motto »Faszination Arbeit - Chancen nutzen, Mehrwert schaffen« knapp 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie rund 50 Referentinnen und Referenten an. Dank der Unterstützung der Dieter Schwarz Stiftung konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem Veranstaltungsteam ein vielfältiges Programm auf die Beine stellen. Die Teilnehmenden kamen auf dem Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung in Heilbronn zusammen, um zu erkunden, wie die Begeisterung für die Arbeit bewahrt und neu geweckt werden kann.

Tag 1: KI und Future Skills im Fokus

Die zweitägige Veranstaltung, moderiert von Dr. Stefan Rief, Leiter des Forschungsbereichs Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung am Fraunhofer IAO, und der Wirtschaftsjournalistin Sina Rosenkranz, bot eine spannende und dynamische Plattform für den Dialog über die Zukunft der Arbeitswelt. Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gaben beim Zukunftsforum 2024 tiefe Einblicke in die Arbeitswelt von morgen und die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI). Das Forum machte deutlich, dass unter den zahlreichen Future Skills die »Bereitschaft zur Veränderung« ebenso wichtig ist wie fachliches Know-how.

Staatssekretärin Lilian Tschan, die mit ihrer kurzweiligen Keynote den ersten Tag eröffnete, unterstrich das enorme Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) und prognostizierte, dass KI bis 2035 in jedem Beruf Einzug halten und neue Qualifikationsanforderungen mit sich bringen werde. Sie hob insbesondere das Projekt »KI-Studios« hervor, das praktische Lösungen für die Integration von KI in den Arbeitsalltag entwickelt.

Eine gehörige Portion Optimismus

Prof. Dr. Katharina Hölzle, Institutsleiterin des Fraunhofer IAO und des IAT der Universität Stuttgart, betonte die Notwendigkeit kontinuierlichen Lernens und einer experimentierfreudigen Unternehmenskultur, um den technologischen Wandel erfolgreich zu meistern. Trotz aller Fortschritte in der KI bleibe der Mensch im Zentrum des Ökosystems, ermutigte Hölzle die Zuhörerinnen und Zuhörer: »Ja, es braucht Sie noch. Es braucht uns alle! 

Innovative Führung und Generationenmix: Praxisnahe Strategien für die Zukunft der Arbeitswelt

Im Plenum »Arbeit, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft« erläuterte Oliver Maaßen (TRUMPF) die Bedeutung von guter Führung und der Integration verschiedener Generationen für agile Organisationsstrukturen. Praxisbeispiele wie monatliche Mitarbeitergespräche und Reverse Mentoring, bei dem jüngere Kolleginnen und Kollegen ältere coachen, zeigten innovative Ansätze zur erfolgreichen Umsetzung des Generationenmix. Isabel Grupp (Plastro Mayer GmbH) berichtete von ihren Erfahrungen in einem Familienunternehmen und betonte die Bedeutung von Fachwissen, insbesondere für Frauen. Der Wandel von einer patriarchalischen Kultur zu flacheren Hierarchien in ihrem Unternehmen unterstreicht, dass Wissen und Kompetenz die Basis für erfolgreiche Transformationen sind. Ihre Empfehlung: »Satteln mit Know-how« ermutigt zu kontinuierlicher Weiterbildung und Offenheit für Veränderungen. Daniel Terzenbach (Bundesagentur für Arbeit) betonte, dass es für eine erfolgreiche Transformation viele kluge Köpfe und fleißige Hände brauche. Konkrete Lösungsansätze seien ein späterer Renteneintritt, eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine gesteuerte Zuwanderung zur Überbrückung von Personalengpässen. 

In der anschließenden Diskussion, die von Sina Rosenkranz und Dr. Stefan Rief moderiert wurde, standen das Vertrauen in die Fähigkeiten der Menschen und die Bedeutung von »Future Literacy« im Vordergrund. Oliver Maaßen ermutigte zu Experimentierfreude und Mut, während Isabel Grupp eine gute Portion Optimismus empfahl.

Themensessions: Vertiefung in Arbeitszeit, Kultur und Nachhaltigkeit

In der Mittagspause nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich bei einem vegetarischen Buffet auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. In verschiedenen thematischen Sessions wurden anschließend Themen wie Arbeitszeitmodelle, Arbeitskultur und Nachhaltigkeit vertieft. 

Die 4-Tage-Woche: Ein Modell für die Zukunft?

Dr. Heike Wenzel (WENZEL Group) faszinierte mit ihrem Bericht über die erfolgreiche Einführung der 4-Tage-Woche. Energie- und Reisekosteneinsparungen, eine bessere Work-Life-Balance und eine gesteigerte Arbeitgeberattraktivität sind nur einige der beeindruckenden Ergebnisse. Prof. Dr. Julia Backmann (Universität Münster) ergänzte diese Einblicke mit spannenden Details aus einem Pilotprojekt, in dem 50 Unternehmen die 4-Tage-Woche testen. Christoph Schmitz-Dethlefsen (ver.di) wies jedoch darauf hin, dass dieses Modell nicht für alle Berufe geeignet sei.

Unternehmenskultur und hybride Arbeitsmodelle

In einer parallelen Session drehte sich alles um das Thema Arbeit und Kultur, wobei die Referentinnen und Referenten auch einen Blick in andere Länder warfen. Stefan Kiss (Haworth SE) beleuchtete die Auswirkungen neuer hybrider Arbeitsmodelle und betonte, dass die Unternehmenskultur maßgeblich von den Werten der Mitarbeitenden geprägt wird. Wolfgang Dörner von der meHRsalz GmbH & Co. KGaA hob die Bedeutung der »psychologischen Sicherheit« hervor und betonte, dass die Struktur die Kultur präge: »Culture follows structure«. Von der Kriminalpolizei bis hin zur modernen Unternehmenssoftware: Michael Kretschmer (Bundeskriminalamt) und Eva Zauke (SAP) gaben wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen einer starken Unternehmenskultur.

Nachhaltigkeit als unternehmerische Verantwortung

Ihr Verständnis von unternehmerischer Verantwortung in Bezug auf Nachhaltigkeit stellten die Expertinnen und Experten im Panel »Arbeit und Nachhaltigkeit« vor. Letztere als Motor für Transformation und Motivation: Dr. Katrin Mattes (VAUDE) plädierte für ein ganzheitliches Verständnis von unternehmerischer Verantwortung im Zusammenspiel von Mensch, Umwelt und Wirtschaft. Sie erläuterte praxisnah, wie Unternehmen erfolgreich in die Kreislaufwirtschaft einsteigen können. Julia Kovar-Mühlhausen (Baden-Württemberg Stiftung) gab wiederum wertvolle Einblicke in die Entscheiderperspektive auf nachhaltige Geschäftsmodelle und betonte die entscheidende Rolle von Nachhaltigkeitsstrategien für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Dr. Claudia Ricci (Fraunhofer IAO) widmete sich in ihrem Vortrag den Motiven von Unternehmen, ihre Aktivitäten nachhaltig auszurichten. In ihrem Vortrag beschrieb sie die Voraussetzungen, die Unternehmen für eine nachhaltige und digitale Transformation erfüllen müssen.

Arbeit und Gründergeist

Im lichtdurchfluteten Foyer der AULA auf dem Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung nutzten die Teilnehmenden die Kommunikationspause, um sich bei einer leckeren Tasse Kaffee und einem Snack über das Gehörte auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Anschließend setzten sich die Diskussionen in den thematischen Sessions fort. Vier Themen standen zur Auswahl: » Arbeit, Organisation und Führung«, »Arbeit und Produktion«, »Arbeit und Gründergeist« sowie »Arbeit und Weiterbildung«, sodass für jeden Geschmack etwas dabei war.

Pia Büßecker (The Metagame) zeigte in ihrem Vortrag, dass Recruiter und Unternehmen neue Strategien benötigen, um die Zielgruppe »Generation Gamer« effektiv zu erreichen. Am Beispiel ihres Unternehmens zeigte sie, wie eine digitale Plattform mit Hilfe von KI Spieler von E-Sports-Games analysiert, um passende Kandidaten für die teilnehmenden Unternehmen zu finden. So konnte Büßecker das Potenzial von KI in ihrem Startup effizient nutzen. Thies Hofmann (Bridgemaker) lenkte die Aufmerksamkeit auf die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wertschöpfung in der Arbeitswelt der Zukunft. Erfolgreiche Geschäftsmodelle würden in Zukunft von einer Synthese aus »Gründergeist« und Effizienz abhängen. Diese Notwendigkeit werde durch die Potenziale der generativen KI verstärkt.

Arbeit, Organisation und Führung 

Waldemar Zeiler (einhorn products GmbH) berichtete im Panel »Arbeit, Organisation und Führung« über die Gründung der seines Unternehmens und regte dazu an, die Arbeitswelt neu zu denken, indem man sich vorstellt, morgen in eine andere Lebenswirklichkeit geboren zu werden. Felix Nadolni und Jörg Fischer (Bundesdruckerei GmbH) begannen ihren Vortrag mit einem Zitat von Astrid Lindgren: »Freiheit bedeutet, nicht alles so machen zu müssen wie die anderen«. Sie sprachen über digitale Identitäten, Vertrauen in KI und Quantentechnologien und betonten die Bedeutung von Agilität in der Organisation. Sie plädierten für eine flexible Organisationsstruktur, die durch partizipative Workshops und die Bereitschaft zum Scheitern erreicht wird. Nadolni sieht sich als Vorbild und Motivator, der andere zu aktivem Handeln inspiriert. Karin Maria Schertler (Serviceplan), gab Einblicke in die Transformationsreise und den Umzug in das neue »House of Communication«. Dieser Umzug war mehr als ein bloßer Standortwechsel, er wurde als Partizipationsprojekt unter dem Motto »we move« und nicht »we are moved« gestaltet. 

New Work in der Produktion

Stefanie Findeisen (Fraunhofer IAO) beleuchtete im Panel »Arbeit und Produktion« die Bedeutung von New Work und hob die Vorteile für Unternehmen hervor, darunter Umsatzsteigerungen und eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit. Auch in der Produktion sieht sie großes Potenzial für die Anwendung von New Work. Dass hierbei Nika Perevalova (Fraunhofer IAO) diskutierte die Grenzen, die sich bei der Übertragung von New Work auf die Produktion ergeben. Demnach lassen die Bedingungen in der Produktion eine direkte Übernahme von New Work nicht zu. Vielmehr bedarf es eines elaborierten Gestaltungspfades, um Flexibilität und Attraktivität auch in der Produktion zu ermöglichen. Am Beispiel des Industrienetzwerks »New Work auf dem Shopfloor« zeigte Perevalova auf, wie das Fraunhofer IAO interessierte Unternehmen auf diesem Weg begleitet. Markus Stelzmann von Tele Haase zeigte anhand seines Unternehmens, wie demokratische Entscheidungsmodelle, die auf Vertrauen und Verantwortung basieren, zu nachhaltigem Erfolg führen können. Stephan Jorra (JORRA) erläuterte die Rolle eines bürgernahen Führungsmodells und einer transparenten Kommunikation für den Unternehmenserfolg. In seinem Vortrag plädierte er für die Etablierung einer zugänglichen Führungskultur, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Möglichkeiten zur Vernetzung und Kreativität zu bieten. Lebenslanges Lernen ist aus Jorras Sicht die wesentliche Voraussetzung für die Schaffung von Innovationen und neuen Lösungen im unternehmerischen Umfeld. Dr. Stefan Gerlach vom Fraunhofer IAO stellte das Netzwerk agileASSEMBLY vor, das agile Arbeitszeitgestaltung in der Produktion fördert und Unternehmen bei der erfolgreichen Umsetzung von New Work unterstützt.

IT-Fähigkeiten und lösungsorientierte Denkweise als Schlüssel zum Erfolg

Im Plenum zum Thema »Arbeit, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft« erläuterten Dr. Manuel Kaiser und Tim Beichter (Fraunhofer IAO) die Bedeutung von »Global Upskill«, einem Programm des Fraunhofer IAO. Gemeinsam mit Unternehmen werden darin zukunftsweisende Trends und Technologien identifiziert. Anschließend stellte Dr. Stefan Baron Kompetenzen vor, die in Zukunft für den wirtschaftlichen Erfolg Baden-Württembergs entscheidend sein werden. Eine Bestandsaufnahme zeigte, dass IT-Kompetenz und lösungsorientiertes Denken zu den notwendigen Kompetenzclustern der Zukunft gehören.

Dr. Constanze Kurz (Robert Bosch GmbH) betonte, dass neben einer genauen Analyse auch ein stärkerer Austausch zwischen den verschiedenen Stakeholdern notwendig sei, um die Arbeitskompetenzen der Zukunft zu planen. Dabei wies sie auf mögliche Interessenskonflikte hin, die durch den Wandel von Kompetenzen entstehen können. Marko Albrecht (appose gmbh) betonte in seinem Vortrag, wie Future Skills die Arbeitswelt verändern werden. Dabei kristallisierten sich zwei Hauptstrategien heraus: Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie die Automatisierung von Arbeitsprozessen. Zu den wichtigsten »Future Skills« zählten Kenntnisse digitaler Technologien, Agilität und lebenslanges Lernen.

Spannende Exkursionen und Einblicke in die Hirnforschung

Wie Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt beeinflusst, konnten die Teilnehmenden an interaktiven Demonstratoren des KI-Infomobils ausprobieren. Im Lernlabor Cybersicherheit lernten sie Techniken des Social Engineering kennen und sich gegen psychologische Manipulation zu wappnen. Ein besonderes Highlight war der Vortrag des Neurowissenschaftlers, Biochemikers und Science Slammers Dr. Henning Beck, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine faszinierende Reise in die Welt der Hirnforschung mitnahm und spannende Einblicke in das Thema Intelligenz und verwandte Bereiche gab.

Überraschung und Ehrung

Nach einem vegetarischen Abendessen und angeregten Gesprächen folgte eine Überraschung: Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Initiator und Gründer des Zukunftsforums, erhielt ein eigens für ihn gestaltetes und gedrucktes Buch. Diese Ehrung unterstrich die hohe Wertschätzung und Anerkennung, die ihm in der Gemeinschaft des Zukunftsforums entgegengebracht wird. Den Sammelband mit dem Titel »Über Morgen Zukunft gestalten« durften alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Goodie mitnehmen.

Tag 2: Blick in die Zukunft der Arbeitswelt

Der zweite Tag des Zukunftsforums 2024 stand ganz im Zeichen der Frage, wie die Arbeitswelt von morgen aussehen könnte oder sollte. Luc Burgard (Recipharm) eröffnete den Tag mit inspirierenden Gedanken und sprach, aus Madrid zugeschaltet, über die Anforderungen an zukünftige Führungskräfte. Er betonte die entscheidende Rolle von Hard Skills und Soft Skills. Während Empathie und Kommunikationsfähigkeit für den Umgang mit Menschen unerlässlich seien, dürften fachliche Kompetenzen nicht vernachlässigt werden, um Mitarbeitende effektiv führen und fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Workshops und zentrale Ergebnisse

In 15 Workshops wurden Themen wie internationale Arbeitsweisen, Future Skills und Sicherheit in KI-Projekten intensiv beleuchtet. Zentrale Aspekte waren: Für eine erfolgreiche Transformation ist es entscheidend, Werte zu fördern, die Offenheit und Veränderung unterstützen. Künstliche Intelligenz bietet großes Potenzial im Bereich der Führung und kann die Entscheidungsfindung sowie das Wissensmanagement unterstützen. Eine Analyse der »Mitarbeitendentypen« erweist sich als wertvoll, um das Büro bedarfsgerecht zu gestalten und langfristig die Rückkehr ins Büro zu fördern. Zukünftige Kompetenzen, so genannte Future Skills, müssen individuell und situativ ermittelt werden, wobei Veränderungsfähigkeit bereits als Top-Kompetenz identifiziert wurde.

Parallele Sessions mit innovativen Ansätzen

In parallelen Sessions wurden Zukunftsthemen wie die Anforderungen an moderne Bürogebäude und der Einsatz von Augmented Reality diskutiert. Im Fokus standen nutzerorientierte und nachhaltige Bürogebäude sowie das Potenzial von Augmented Reality und »KI-Agenten« als »digitale Mitarbeitende«.

Einblicke in Smart Buildings und Augmented Reality

Markus Menzinger (Office Group Holding) plädierte in seinem Vortrag für einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl das kognitive Erleben von Gebäuden als auch die unterschiedlichen Anreize zur Nutzung von Büroflächen berücksichtigt. Er zeigte auf, welche Erwartungen Bürogebäude erfüllen müssen, um auch in Zukunft als Arbeits- und Begegnungsräume geeignet zu sein. Frank Hermanns (Smart Building Innovation gGmbH) beleuchtete die vielfältigen Erwartungen der Nutzer und der Umwelt an die Gebäude der Zukunft. Diese sollen nicht nur nutzerzentriert und nachhaltig sein, sondern sich auch für Mehrfachnutzung und Kreislaufwirtschaft eignen. Hermanns diskutierte das Optimum zwischen Automatisierung und Individualisierung und deren Konsequenzen für die Nutzer. Zudem stellte er einige Erklärungsmodelle für den Trend »Smart Building« vor. Matthias Aust (Fraunhofer IAO) stellte die Einsatzmöglichkeiten von Augmented Reality vor. Sein Vortrag sensibilisierte die Zuhörer für die verschiedenen Ebenen zwischen Realität und Virtualität, von Mixed Reality bis Virtual Reality. Aust veranschaulichte, wie Visualität z. B. bei Videokonferenzen ein Gefühl der Präsenz erzeugen kann und zeigte, wie Wissenschaftler des Fraunhofer IAO im Rahmen des »IAO-Metaversum« Kompetenzen und Wissen zum Thema Metaverse bündeln, um neue Formen der Zusammenarbeit zu erforschen.

Arbeit, Generative KI und Innovation

Auch in den Panels war die Generative KI ein zentrales Thema. Im Panel »Arbeit, Generative KI und Innovation« betonte Dr. Pau-y Chow (Schindler Deutschland AG & Co. KG), dass es keine Zukunft ohne KI und keine KI ohne Menschen geben wird. Er zeigte eindrucksvoll, wie generative KI nicht nur bei kreativen und repetitiven Tätigkeiten im Alltag unterstützen, sondern auch die Effizienz von Problemlösungsprozessen steigern kann. Die Anwendungsfelder reichen von der Analyse von Echtzeitdaten über die Früherkennung von Problemen bis hin zur Optimierung von Betriebsabläufen. Dr. Bettina Volkens (great2know) verdeutlichte in ihrer Keynote, dass Unternehmen stark von dem Wissen und der Erfahrung ihrer langjährigen Mitarbeiter:innen profitieren. Das Problem: Ein Großteil dieses Wissens ist nicht dokumentiert. Mit ihrer Plattform great2know" will sie Abhilfe schaffen und ein Unternehmensgedächtnis aufbauen, das dokumentiertes Wissen, Best Practices, Lessons Learned und Hintergrundwissen umfasst. Auch hier soll KI eine unterstützende Rolle spielen.

Kulturwandel hin zu lebenslangem Lernen

Sebastian Denef (AGENTS HQ GmbH) beleuchtete in seinem Vortrag die Rolle von »AI Agents« im Kontext der Generativen KI. Er erläuterte das Potenzial dieser »digitalen Angestellten« in der Datenverarbeitung und der Verknüpfung unterschiedlicher Datensätze. Darüber hinaus zeigte er auf, wie »AI Agents« bei kreativen Problemstellungen eingesetzt werden können. Denef betonte die Zukunftsrelevanz eines Ökosystems für »AI Agents«, das eine nutzerfreundliche Orientierung und skalierbare Effekte ermöglicht. Moritz Gräter vom IPAI stellte die Herausforderungen beim Einsatz von generativer KI dar. Neben Re- und Upskilling nannte er den wirtschaftlichen Veränderungsdruck, den Aufbau einer KI-Infrastruktur und den notwendigen Kulturwandel hin zu lebenslangem Lernen, Growth Mindset und Digitalisierung. Sein Ziel sei es, KI erfolgreich in Unternehmen zu implementieren.

Arbeit und Künstliche Intelligenz

Dr. Matthias Peissner vom Fraunhofer IAO stellte in seinem Vortrag die Arbeit des vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg geförderten KI-Fortschrittszentrums vor, in welchem das IAT der Universität Stuttgart gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO Lösungen für die spezifischen Herausforderungen der beteiligten Unternehmen entwickelt. Dieses Zentrum ist ein hervorragendes Beispiel für die praxisorientierte Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Unternehmen.

Martin Kimmich von Festo stellte die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI in seinem global agierenden Unternehmen vor, insbesondere in der Führungskräfteentwicklung. Außerdem erläuterte er praxisnah, wie bei Festo Prompts entwickelt werden. Arno Huhn von der Schwarz IT KG begeisterte das Publikum mit faszinierenden Einblicken in den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Schwarz Gruppe. Er berichtete über spannende KI-Projekte und teilte seine Expertise im Bereich Data Science und IT-Strategie.

Der Glaube an Ideen gestaltet die Zukunft der Arbeit

Die inspirierende Keynote von Gründerin Katharina Aguilar bildete den Abschluss des Zukunftsforums 2024: »Wenn wir alle wieder mehr an die Ideen unserer Mitmenschen, unserer Kolleginnen und Kollegen glauben, dann entstehen auch die Lösungen, die wir für die Arbeitswelt von morgen brauchen«, sagte sie im Gespräch mit Prof. Dr. Wilhelm Bauer. Wilhelm Bauer schloss mit den Worten: »Wir wissen nicht, wie es sein wird, aber es ist schön, darüber nachzudenken, wie es sein könnte«. Zum Abschluss wurde Herr Bauer mit einem Sammelband mit dem Titel »Über Morgen Zukunft gestalten« überrascht, den alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Goodie mitnehmen durften.

Auf einen Blick

Das Zukunftsforum 2024 lieferte wertvolle Erkenntnisse, die Unternehmen helfen können, sich auf die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten. Besonders wichtig sind dabei:

 

Künstliche Intelligenz integrieren:

Bis 2035 wird KI in jedem Beruf eine Rolle spielen. Beginnen Sie möglichst zeitnah, sich mit KI-Technologien vertraut zu machen und sie in Ihren Arbeitsalltag zu integrieren.

Lebenslanges Lernen fördern:

Setzen Sie auf Weiterbildung und eine experimentierfreudige Unternehmenskultur. Das hilft, den technologischen Wandel erfolgreich zu meistern.

Praktizieren Sie innovative Führung:

Fördern Sie agile Strukturen durch monatliche Mitarbeitergespräche und Reverse Mentoring, bei dem jüngere Kolleginnen und Kollegen ältere coachen.

Kompetenz und flache Hierarchien: 

Fördern Sie kontinuierliche Weiterbildung und Veränderungsbereitschaft. Wissen und Kompetenz sind die Basis für erfolgreiche Veränderungen.

Lösungen für Personalengpässe:

Denken Sie über einen späteren Renteneintritt, eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine gesteuerte Zuwanderung nach, um Personalengpässe zu überbrücken.

Arbeitszeitmodelle überdenken:

Überdenken Sie Ihre Arbeitszeitmodelle. Wie die Praxisbeispiele des Zukunftsforums zeigen, kann beispielsweise die Einführung der 4-Tage-Woche helfen, um Energie- und Fahrtkosten zu sparen, die Work-Life-Balance zu verbessern und die Arbeitgeberattraktivität zu steigern.

Zukunftskompetenzen entwickeln:

Fördern Sie IT-Kompetenzen, lösungsorientiertes Denken und kontinuierliches Lernen. Investieren Sie in Weiterbildung und Automatisierung.

Technologie nutzen: 

Augmented Reality und KI-Agenten können bei der Datenverarbeitung und kreativen Problemlösung unterstützen.

Glaube an die Ideen anderer:

Fördern Sie Offenheit gegenüber neuen Ansätzen und glauben Sie an die Ideen Ihrer Kolleginnen und Kollegen, um innovative Lösungen für die Arbeitswelt von morgen zu finden.